Für den Erfolg bei der Aussaat von Pflanzen ist es notwendig, die passenden Keimbedingungen für die jeweilige Art einzuhalten. Bei Kaltkeimern ist die richtige Kombination von kühlen und warmen Phasen entscheidend. Wir verraten Dir, worauf du bei der Aussaat von Kaltkeimern achten musst. Brauchst du noch Samen? Im Lubera® Shop kannst du fast 1'000 verschiedene Samen kaufen.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung: Kaltkeimer
- Kaltkeimer: Definition
- Durchbrechung der Keimruhe bei Kaltkeimern
- Aussaatmethoden für Kaltkeimer
- Direktsaat im Freiland
- Vorkultur in Anzuchtschalen
- Keimbeutel-Methode
- Beispiele für Kaltkeimer
- Sommerblumen (ein- und zweijährig)
- Stauden (Beispiele)
- Heil- und Gewürzkräuter
- Gehölze
Zusammenfassung: Kaltkeimer
- Kaltkeimer benötigen kühle Temperaturen, um ihre Keimruhe zu überwinden.
- Nach der Aussaat quellen die Samen und werden empfänglich für Temperaturreize.
- Bei 3 bis 10 °C werden keimhemmende Substanzen abgebaut.
- Nach 4 bis 8 Wochen kann die Saat keimen, wenn die Temperaturen steigen.
Kaltkeimer: Definition
Kaltkeimer sind Pflanzenarten, die an ein Leben in kühlen und kalten Regionen angepasst sind. Ihre reifen Samen durchlaufen eine Phase der Keimruhe, die durch kühle Temperaturen durchbrochen werden muss, bevor sie aufgehen.
In subtropischen und tropischen Regionen sind die Temperaturen während des ganzen Jahres für die Keimung der Samen und das Wachstum der Jungpflanzen günstig. Darum können Samen aus reifen Früchten sofort keimen. Pflanzen aus gemässigten Breitengraden sind aber dem Wechsel der Jahreszeiten ausgesetzt. Durch eine Keimruhe, die auch Dormanz genannt wird, verhindern sie, dass ihre Samen sofort keimen und die Sämlinge im Winter erfrieren. Ursprünglich dachte man, dass für die Keimung Minusgrade nötig wären. Darum wurden solche Pflanzen früher als "Frostkeimer" bezeichnet. Heute weiss man, dass Temperaturen unter 10 °C ausreichen, um die keimhemmenden Substanzen im Samen abzubauen. Das künstliche Durchbrechen der Keimruhe nennt der Gärtner "Stratifikation".
Durchbrechung der Keimruhe bei Kaltkeimern
Kaltkeimer warten auf den Frühling. Gequollene Samen reagieren auf Temperaturveränderungen, die ihnen den richtigen Zeitpunkt zur Keimung signalisieren.
Fällt der reife Samen auf feuchte Erde, nimmt er Wasser auf und seine Stoffwechselprozesse starten (Herbst). Das Austreiben von Keimwurzel und Keimblättern wird aber durch chemische Substanzen verhindert. Während einer mehrwöchigen Kältephase (Winter) wird diese Keimhemmung abgebaut. Sobald die Temperaturen dann steigen (Frühjahr), keimt die Saat.
Aussaatmethoden für Kaltkeimer
Es gibt drei Möglichkeiten für die Aussaat von Kaltkeimern:
- Direktsaat im Freien
- Vorkultur in Anzuchtschalen
- Keimbeutel-Methode
Bei allen drei Vorgehensweisen ist Feuchtigkeit und der Wechsel zwischen Wärme, Kälte und Wärme von entscheidender Bedeutung für den Keimerfolg.
Direktsaat im Freiland
Bei der Direktsaat im Freiland wird die Keimhemmung ganz natürlich durch den Wechsel der Jahreszeiten abgebaut. In ein vorbereitetet Beet werden zwischen Mitte August und Mitte September die Samen direkt in die Erde gesät. So hat die Saat drei bis vier Wochen Zeit zu quellen. Im Frühjahr keimen die Samen an Ort und Stelle und werden später vereinzelt. Der Saatgutaufwand ist bei dieser Methode besonders hoch, weil einige Samen Bodenpilze und Tieren zum Opfer fallen. Dafür sind der Platzbedarf und der Arbeitsaufwand gering.
Vorkultur in Anzuchtschalen
Die Aussaat in Anzuchtschalen bietet den Sämlingen optimale Startbedingungen. Auf Aussaaterde wird die Saat ausgebracht und bei Lichtkeimern nur angedrückt oder bei Dunkelkeimern mit etwas Substrat abgedeckt. Danach schützt sie eine Abdeckung aus Folie, Glas oder Plexiglas vor dem Austrocknen. Bis zur Keimung im Frühjahr wird kein Licht benötigt, darum können die Schalen gestapelt werden. Die Samen benötigen zum Quellen vier Wochen Temperaturen um 20 °C. Danach kannst du sie ins Freiland, ein ungeheiztes Gewächshaus oder ins Frühbeet stellen, damit sie die notwendige Kälte bekommen.
Alternativ kühlst du sie für 4 bis 6 Wochen in einen ausrangierten Kühlschrank bei 1 bis 5 °C. In den Gefrierschrank dürfen sie nicht! Das Wasser in den Zellen würde schockgefrieren und die Zellwände sprengen. Nach der Kühlperiode stellst du die Saatschalen an einen hellen Platz mit Temperaturen zwischen 6 und 12 °C. Langsam keimende Arten werden zwischen Ende November und Mitte Dezember ausgesät. Schnell keimende Pflanzen kannst du auch zwischen Mitte Dezember und Ende Januar noch säen.
Keimbeutel-Methode
Die Keimbeutel-Methode hat den geringsten Platzbedarf. Die Samen werden mit feinem Sand oder Vermiculit gemischt und angefeuchtet. Diese Mischung füllst du in einen Kunststoffbeutel und verschliesst diesen. In dem Beutel quellen die Samen zunächst vier Wochen bei Raumtemperatur. Danach kommt sie für vier Wochen in den Kühlschrank. Der Beutel nimmt deutlich weniger Platz ein als eine Anzuchtschale, sodass sich dafür notfalls auch Platz im Küchenkühlschrank findet. Nach der Kühlphase verteilst du den Inhalt des Beutels dünn in einer Schale mit Anzuchterde und lässt die Saat keimen.
Beispiele für Kaltkeimer
Zu den Kaltkeimern gehören einjährige und mehrjährige Sommerblumen, Stauden, Kräuter und Gehölze. Es handelt sich um Arten, die im Norden von Europa, Amerika oder Asien heimisch sind oder aus Gebirgen stammen. Beim Gemüse sind Kaltkeimer die Ausnahme (Guter Heinrich, Meerkohl). Es gibt jedoch Arten, die bei Hitze eine sekundäre Keimruhe einlegen, die durch kühle Temperaturen gebrochen wird (z. B. Kopfsalat, Feldsalat, Spinat). Die folgende Auflistung enthält einige Beispiele.
Sommerblumen (ein- und zweijährig)
- Hornveilchen
- Jungfer im Grünen
- Kornblume
- Löwenmäulchen
- Mannstreu, Edeldistel
- Mohn
- Primeln (Schlüsselblume, Kissen-Primel)
- Silberblatt, Silbertaler
- Sonnenhut (Rudbeckia)
- Stiefmütterchen
- Stockrosen
Stauden (Beispiele)
- Akelei
- Alpenveilchen
- Anemonen (z. B. Buschwindröschen)
- Astern (Alpenaster, Waldastern)
- Bergenie
- Christrosen
- Edelweiss
- Eisenhut
- Eisenkraut, Verbene
- Enzian
- Fetthenne
- Frauenmantel
- Glockenblumen
- Iris
- Küchenschelle, Kuhschelle
- Lavendel
- Lein
- Pfingstrosen
- Phlox, Flammenblume
- Purpurdost
- Purpursonnenhut
- Schlüsselblume
- Storchenschnabel
- Tränendes Herz
- Trollblume
Heil- und Gewürzkräuter
- Anis-Ysop
- Bärlauch
- Beifuss
- Beinwell
- Brennnesseln
- Dill
- Guter Heinrich
- Hopfen
- Katzenminze
- Lavendel
- Oregano
- Rosmarin
- Salbei
- Schnittlauch
- Waldmeister
- Zitronenmelisse
Gehölze
- Apfel
- Besenheide
- Birne
- Buchen
- Clematis
- Eberesche, Vogelbeere
- Eichen
- Eukalyptusarten aus Bergregionen
- Haselnuss
- Kornelkirsche
- Sommerflieder
- Speierling